Bremer Brücken
Aktueller Status:

in beiden Richtungen vorübergehende Beschränkung des zulässigen Gesamtgewichts auf 30 t, Fahrbahn auf einen Fahrstreifen verengt, die Geschwindigkeit ist auf 30 km/h begrenzt; ÖPNV eingeschränkt (nur Busse)

Bürgermeister-Smidt-Brücke

Die Bürgermeister-Smidt-Brücke wurde am 28. Juni 1952 eröffnet. Seit der Einweihung durch Bürgermeister Wilhelm Kaisen Mitte des letzten Jahrhunderts querten unzählige Generationen von Bremerinnen und Bremern das Bauwerk. Bis heute nutzen es Menschen auf dem Weg zur Schule, zur Arbeit oder in die Innenstadt, fahren Pendler:innen hinüber, Tourist:innen genießen den Blick auf den Fluss. Oder feiern Silvester. 

Die Zeit ist dabei nicht spurlos an der Brücke vorübergegangen. Bereits 2023 mussten zwei Fahrspuren gesperrt und das Höchstgewicht für Lkw auf 30 Tonnen begrenzt werden. Grund dafür waren beschädigte Zuganker. Insgesamt 16 dieser Anker halten das Überführungsbauwerk stabil. Am Brückenende Richtung Am Brill waren sie durch die Belastungen vieler Jahre marode geworden und wurden schließlich im Zeitraum von November 2024 bis Februar 2025 durch Stahl-Laschen verstärkt. Nun können sie dem seit 1952 merklich gestiegenen Verkehr sicher standhalten – und die Bürgermeister-Smidt-Brücke bleibt auch in den kommenden Jahren eine Lebensader für Bremen.

Steckbrief

  • Brückentyp
    Stahl-Hohlkastenbrücke
  • Baujahr
    1952
  • Gesamtlänge
    220,8 m
  • Gesamtbreite
    28,2 m
  • Stützweite(n)
    15,0 m | 112 m | 30,56 m | 63,24 m
  • Verantwortung
    Amt für Straßen und Verkehr

Belastungstest der Bürgermeister-Smidt-Brücke – Messen, nachrechnen, planen

  • Um diese Frage beantworten zu können, muss zunächst geklärt werden, was sie tragen kann. Welche Lasten das Bauwerk in seinem aktuellen Zustand tatsächlich aushält, soll ein Belastungstest klären. Die konkrete Frage lautet: Dürfen neben Autos, Bussen und Fahrrädern auch Straßenbahnen die Brücke wieder nutzen?  

    Eine gemäß der »Richtlinie zur Nachrechnung von Straßenbrücken im Bestand (Nachrechnungsrichtlinie), Ausgabe Mai 2011« erfolgte Nachrechnung hatte zum Ziel, die Bürgermeister-Smidt-Brücke in eine Nachweisklasse einzustufen. Auf diesem Wege hätte eine Angabe zur Restnutzungsdauer der Brücke formuliert werden können. Die durchgeführte Untersuchung und Bewertung allerdings führten nicht zum angestrebten Ergebnis, die Einstufung in eine Nachweisklasse konnte nicht vorgenommen werden. Daraufhin wurde eine Ertüchtigungsplanung entwickelt, die eine Wiederherstellung der Tragfähigkeit für alle Verkehrsmittel gewährleistet. 

    Bis dahin besteht für die Brücke eine Gewichtsbeschränkung auf 16 t. Um das Einhalten dieser Belastungsgrenze und damit die Sicherheit zu gewährleisten, besteht für LKW ein Überholverbot sowie ein Abstands- und Begegnungsverbot für Straßenbahnen in der Brückenmitte – was praktisch bedeutet: keine Straßenbahnen auf der Bürgermeister-Smidt-Brücke, bis die Ertüchtigungsarbeiten abgeschlossen sind. (Wie genau die Tragfähigkeit erhöht wird erklären wir hier)

  • In Vorbereitung auf den Belastungsversuch, werden auf der Unterseite und in den Hohlkästen der Brücke Messgeräte installiert und zwölf Sensoren, in der Hauptsache Dehnungsmessstreifen, an verschiedenen Stahlbauteilen des Querverbands (sprich den Diagonalen sowie dem Unter- und Obergurt) angebracht. Um noch genauer zu sein: Im Innenraum des Brückenbauwerkes wird die Messtechnik an der Stahlkonstruktion befestigt, von außen ebenfalls, das Anbringen der Messgeräte ist allerdings etwas aufwendiger und bedarf der Installation eines Hängegerüstes.

  • Sind alle Messgeräte installiert und die Sensoren platziert, kann es losgehen. Um eine möglichst reale Situation herzustellen, werden zwei Straßenbahnen mit Betriebslast, also leer, sowie zwei mit Volllast bereitgestellt. Diese vier Bahnen schickt man in verschiedenen Kombinationen über die Bürgermeister-Smidt-Brücke: Fahrten im Schritttempo, in normaler Betriebsgeschwindigkeit, einzeln und parallel, mit Halt auf der Brücke plus zugehörigem Anfahren und so weiter. Zum Einsatz kommen dabei vier aktuell genutzte Bahnen der Bremer Straßenbahn AG (BSAG) – denn sie sind es schließlich, die zukünftig die beiden Weserseiten wieder miteinander verbinden sollen. Während die Bahnen also in unterschiedlichen Szenarien über das Brückenbauwerk hin- und herfahren, messen und dokumentieren die an und in der Brücke zuvor angebrachten Sensoren die entstehenden Lasten. Während der Durchführung dieses Belastungstests wird die Brücke selbstredend voll gesperrt.

  • Nach Abschluss des Belastungsversuches also werden die dokumentierten Messwerte ausgewertet: Anhand dieser Ergebnisse erfolgt eine statische Nachrechnung der Brücke im Vergleich zu den bisherigen rechnerisch ermittelten Werten; um ganz sicher zu gehen, wird das Ergebnis im Anschluss noch einmal überprüft. Am Ende lässt sich eine Aussage zur weiteren Nutzung der Brücke für den Straßenverkehr ableitet.  

    Um das gleich vorwegzunehmen: Vor der Auswertung der Ergebnisse können keine verlässlichen Aussagen zur Brückennutzung getroffen werden. Ob und wann wieder Straßenbahnen über die Bürgermeister-Smidt-Brücke fahren dürfen und wie der exakte Verlauf der Ertüchtigungsmaßnahmen aussehen wird, lässt sich erst sagen, wenn die Messergebnisse vorliegen. Bis dahin können zum Umfang, den Kosten und Terminen keine verlässlichen Aussagen getroffen werden. Ein zeitlicher Schätzwert für die notwendigen Planungsschritte bis zum Baubeginn der Ertüchtigung? Ende 2028. Eine Brücke allein lässt sich allerdings nicht betrachten: Die Planungen und Umsetzung der notwendigen Arbeiten aller Bremer Brücken hängen voneinander ab. Neben Präzision und Umsicht bedarf es also ein wenig Geduld.  

    Im Übrigen wird die installierte Messtechnik nach dem Belastungstest nicht einfach wieder abgebaut. Sie verbleibt stattdessen am Bauwerk und wird für Langzeitmessungen (Monitoring) genutzt werden – für mehr Sicherheit und das rechtzeitige Erkennen steigender Belastungen.

  • In der Zwischenzeit werden Ertüchtigungsarbeiten durchgeführt, um die Tragfähigkeit zu erhöhen. Damit wird die Nutzung durch Straßenbahnen wieder ermöglicht und nicht zuletzt kann zukünftig auch die Taktung der Bahnen auf der Brücke erhöht und somit das Angebot ausgebaut werden. In Summe ist das Ergebnis der Baumaßnahmen also: Die Aufhebung der allgemeinen Gewichtsbeschränkung und des Abstands- und Begegnungsverbotes für den ÖPNV, die Einstufung in eine Lastenklasse und damit eine Aussage hinsichtlich der Restnutzungsdauer des Bauwerkes. Womit sich auch der Neubau eines Ersatzbauwerks rechtzeitig durchführen lässt. 

    Welche Maßnahmen zur Erhöhung der Tragfähigkeit durchgeführt werden, lesen Sie hier.